CDU Kreisverband Rottweil

Guido Wolf will fairen und anständigen Wettbewerb um die Spitzenkandidatur

Der Landtagspräsident überzeugte im Bürgerhaus / „Town-hall-meeting“ der CDU Wellendingen-Wilflingen

KREIS ROTTWEIL, 02. Juli 14 - Fein und gezielt gesetzte Nadelstiche, das Argumentieren mit dem leichten Florett, verbindlich und dennoch mit Überzeugungskraft sind seine Waffen: Im bis auf den letzten Platz gefüllten Bürgersaal des Bürgerhauses in Wellendingen zeigte Landtagspräsident Guido Wolf in einer Veranstaltung des CDU-Ortsverbandes Wellendingen-Wilflingen, dass er es meisterhaft versteht, politische Zusammenhänge und Sachverhalte so auf den Punkt zu bringen, dass die Zustimmung einfach nahe liegt und die Lachfalten zusätzlich zu ihrem guten Recht kommen.
Schon der Auftakt war etwas anders als „man“ sich üblicherweise politische Veranstaltungen vorstellt: mit einem Glas Sekt und einem Stück Hefezopf. Aber wohl nicht deswegen hatte das „town hall meeting“ deutlich mehr Besucher angelockt hat als die Veranstalter gehofft hatten. Die halbrunde Anordnung der Plätze vor einem gleichermaßen entspannt wie konzentriert an seinem Stehtisch agierenden  Präsidenten des baden-württembergischen Landtags symbolisierte geradezu die aufgehobene Distanz zwischen Politiker und Publikum. Die Erwartungen an den prominenten Gast waren nicht gering. Dass sie erfüllt wurden in dieser Mischung von sehr viel Information, Gedankenaustausch und der notwendigen Portion Unterhaltung, das deutete sich sehr früh an und führte zu einem für viele überraschenden Finale.
Auf das perlende Getränk verzichtete Guido Wolf und bevorzugte pures Mineralwasser: dafür jedoch  sprudelte  Geist, Intellekt,  Überzeugung und die Erfahrung jahrelanger kommunal-, kreis- und landespolitischer politischer Tätigkeit. An drei wesentlichen Punkten zerpflückte er die Politik der seit drei Jahren amtierenden grün-roten Landesregierung. So attackierte er  deren Finanzpolitik, wenn er schilderte, wie der SPD-Finanz- und Wirtschaftsminister („dessen Namen Sie sich nicht unbedingt merken müssen“) „stolz“ verkündete, dass Baden-Württemberg bei der Höhe der Neuverschuldung nicht das Schlusslicht in Deutschland darstelle, sondern dass Nordrhein-Westfalen noch schlechter dastehe. So stellte er fest, dass er selten so viel Unmut und Unzufriedenheit erlebt habe wie dies bei der Bildungspolitik der Fall sei: „Gerade Wähler von Rot und Grün sind bitter enttäuscht von einer Politik, die nicht vom Kind her denke und die die unterschiedlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten der Kinder gänzlich außer acht lassen.  Die Folge: Ratlosigkeit bei den Verantwortlichen ist die Folge. In diesen Wochen kommt der Landtagspräsident viel herum im Land, stellt sich vor, hört zu, will wissen, was den Leuten wichtig ist. Ganz aktuell brachte er  von einem Besuch in einer Förderschule am selben Tag die dort gehörte Sorge der dortigen Lehrer um die Zukunft ihrer Schule mit. Verunsicherung allenthalben. Dann der ländliche Raum: „von Grün und Rot massiv im Stich gelassen.“  Es könne eben nicht genügen, dass der mittlere Neckarraum in Ordnung sei: „Dies  ist  genau das Gegenteil des von der CDU jahrzehntelang erfolgreich beschrittene Weges, die Balance zu wahren zwischen allen Teilen des Landes, annähernd  gleiche Lebensverhältnisse zu ermöglichen.“ So wie dafür der Name Erwin Teufel stehe, erbrachte alleine schon die Nennung des grünen Landesverkehrsministers ein deutliches Grummeln im Publikum hervor. Guido Wolf setzt, auch nach einem kürzlich geführten Gespräch mit Rüdiger Grube, auf den Bahnchef beim Ausbau der Gäubahn. „Wir haben die große Zustimmung zu Stuttgart 21 gerade in unserer Region auch deswegen bekommen, weil wir den Zusammenhang zur Gäubahn deutlich gemacht haben. Und deswegen kämpfe ich mit großer Leidenschaft dafür.“
Kritik an der grün-roten Landesregierung und ihrer Politik war das eine. Die Alternative, mit der die CDU nach der Landtagswahl ab 2016 das Land wieder „seriös“ regieren will, das andere. „Die Wahl wird kein Selbstläufer“, warnte Guido Wolf.
Dass nochmals fünf Jahre  Grün-Rot das einstige Musterländle in ganz schwieriges Fahrwasser bringen könnte, zeigte nicht zuletzt die von Bürgermeister Thomas Albrecht ins Gespräch gebrachte  Absicht der Landesregierung, ähnlich der „total misslungenen Polizeireform mit der Zerschlagung gewachsener Strukturen“ Großkreise installieren zu wollen: „Kleinere Einheiten wie Wellendingen hätten dann keine Chance mehr.“  Weg von kleinen, bewährten Einheiten, gesellschaftspolitische Umdeutungen und Veränderungen: es sind viele Bereiche, die den Menschen Sorgen machen.
Wie die von einer Teilnehmerin angesprochene Gender-Debatte: „Weg vom er und sie, hin zu es.“ Dazu Guido Wolf: „Wir haben wahrlich andere Probleme und Herausforderungen als dass wir auf den Zug aufspringen müssten.“  Nicht nur für ihn ist Toleranz weit mehr als die von Grün und Rot propagierte „Anerkennung sexueller Vielfalt“, so die durch die grün-rote Bildungsplandebatte ausgelöste heftige Diskussion in der Gesellschaft.
Auch in dem Bereich hatte der CDU-Politiker die Besucher der von Karlhelm Griesser als „sehr informativen wie unterhaltsamen Abend“ bezeichneten Veranstaltung auf seiner Seite. Beifall und Ende. Von wegen! Als  alle mit dem Schlusswort rechneten, kam der Wellendinger CDU-Ortsverbandsvorsitzende auf eine für einen Politiker nicht gerade übliche Fähigkeit  zu sprechen: Guido Wolf gilt als hervorragender Dichter. Und er, auch hier  nicht verlegen, rezitierte aus dem Stegreif und mit viel Beifall bedacht, sein Gedicht zur „politischen Logik“ (bei dem er die Kaste der Politiker süffisant auf die Schippe nahm) und ein weiteres über die Eigenarten der Schwaben und die Badener. Ein Genuss!
Wer an dem Abend in Sachen Fußball-WM erfolgreich war, war den Besuchern im Bürgerhaus weitestgehend egal. Gesiegt haben beim „town hall meeting“, diesem nicht nur „public viewing“, sondern „ politcal participating“  die Demokratie und der politische Diskurs: Mit dem Politiker, der in gleichem Maße tiefgründig und humorvoll auftrat und der sich anschickt, über den parteiinternen Wettbewerb um die Spitzenkandidatur („ich will, dass es fair und anständig zugeht“) sich um das Amt des Ministerpräsidenten dieses Landes zu bewerben. Das Votum im Bürgerhaus in Wellendingen an diesem in jeder Hinsicht schönen Sommerabend fiel eindeutig aus.