Horst Seehofer erstmals im Wahlkreis von Volker Kauder
Stärker und überzeugender könnte ein Bekenntnis zu Angela Merkel gar nicht ausfallen, als dies von dem bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer im Konzerthaus in Trossingen zu vernehmen war.
Fast schon eine Liebeserklärung!
Eine Veranstaltung, die weit mehr war als eben eine Wahlkampfveranstaltung, die man erlebt und dann wieder vergisst. Auch das Bekenntnis und die Bemerkung von Horst Seehofer gegenüber Volker Kauder, dass dieser in all den schwierigen Zeiten immer daran gearbeitet und mitgewirkt habe, das Verhältnis zwischen CDU und CSU ins Lot zu bringen –
Es verfehlte dies seine Wirkung genauso wenig wie die Worte von Volker Kauder bei der Begrüßung: Als er im Jahre 1990 erstmals in den Deutschen Bundestag gewählt wurde, war Seehofer Parlamentarischer Staatssekretär im Arbeitsministerium, und beide gestalteten miteinander das Rentenüberleitungsgesetz. Daraus wurde mehr als ein Miteinander, eine Freundschaft, schließlich, vor ein paar Jahren die CSU-Ehrenmitgliedschaft für den Unionsfraktionsfraktionschef.
Genauso einprägsam, eher aber für die aktuelle Situation noch wichtiger, bedeutender und tiefgründiger: die Gründe, die Horst Seehofer anführte, warum ein Wahlsieg der Union so notwendig ist. Und zwar ganz und gar nach der von ihm selbst formulierten Methode
„Kompliziert denken, einfach reden.“ Und das tat er.
Egal zu welchem Bereich. So auch wenn er beim Thema Innere Sicherheit den Unterschied zwischen den Vorgängen bei den beiden Gipfeln in Hamburg und in Bayern beschrieb: „Hamburg hätte es in Bayern nicht gegeben.“ Wenn dann die Demonstranten beim G7-Gipfel sich ihm gegenüber über die so starke Polizeipräsenz beklagt haben, dann habe er, fast schon bedauernd klang es, gesagt, da könne er nichts dafür, „wenn ihr so wenige wart.“
Der Ernsthaftigkeit der deutlich, klar und logisch ausgesprochenen und unterlegten Argumente fügte der Oberbayer, der so gar nichts krachledernes an sich hat, immer wieder eine feine Prise Ironie bei.
Und so fügte er ein stichhaltiges Argument an das andere. Dass Angela Merkel für unser Land ein Segen ist, das unterstreicht er mit der ihm eigenen Überzeugung.
Dass die Sicherheit der Menschen eine wichtige Aufgabe ist für den Staat, der Staat aber nicht an die Stelle des Menschen treten darf: „Leben und leben lassen, das ist unsere Devise.“
Und bei der Zuwanderung – „Wir in Bayern sind nicht nur ein weltoffenes Land, wir sind ein besonders weltoffenes Land“, da beschrieb er eine fast hundertprozentige Übereinstimmung zwischen den beiden Schwesterparteien, da tauchte dann auch der Name von Franz Josef Strauß auf („sein Vermächtnis, dass wir niemals mit der AfD zusammenarbeiten werden“), da beschrieb er die so nachvollziehbare und logisch klingende Erläuterung, wie Integration gelingen kann – und wie eben nicht.
Es war sehr viel davon zu verspüren, warum eine Partei anders auftreten kann als andere, wenn es gut ist, „wenn man sich seine Koalitionspartner aussuchen kann“, oder wohl auch: wenn man gar keine braucht.
Das bayerische Selbstbewusstsein ist mit Händen zu greifen. Aber Horst Seehofer will, dass nicht nur der Süden stark ist, sondern er kämpft für ein starkes Deutschland. Wenn er von den Arbeitsplätzen spricht, dann geht es einmal um die in anderen Teilen der Republik, aber auch darum, dass die Automobilstandorte in Baden-Württemberg und Bayern nicht in Gefahr geraten: „Die Hetzjagd … muss aufhören.“ Eine Passage Sozialpolitik („Ich bin ja auch schon als Herz-Jesu-Sozialist bezeichnet worden“), ein Blick auf die Krisenherde der Erde.
Ein flammender Appell in den Saal, in dem gut und gerne deutlich mehr Besucher Platz gefunden hätte, in den letzten Tagen vor der Wahl für den Sieg der Union zu kämpfen.
Starker Beifall im Konzerthaus zeigt, dass Hort Seehofer die Besucher getroffen hat mit seiner Rede. Dann gibt’s ein Geschenk: wir sind in Trossingen … eine Mundharmonika! Und schon muss er weiter: „Morgen beginnt bei uns das Oktoberfest. DA will und muss ich dabei sein.“ Schmunzelt und verlässt mit seinem Tross die Musikstadt.
Derweil lädt die CDU zur „Trossinger Morgensupp“. Abends um halb neun. Woher der Ausdruck stammt, wusste niemand so recht. Vor allem aber bestand sie aus Hefezopf und Getränken. Mit angeschlossenen Gesprächen. Zu diesen besonderem Wahlkampftermin.